Versteckte Motive

Manchmal ist es gar nicht so einfach, sich über seine eigenen Motive klar zu werden. Von Zeit zu Zeit bin ich sehr erstaunt darüber, welche Beweggründe mich tatsächlich zu bestimmten Handlungen veranlasst haben.

Erschreckend finde ich, dass es Menschen gibt, die sich scheinbar niemals hinterfragen.
V - 24. Feb, 15:33

Das Problem ist ja auch, dass dieses Hinterfragen eine gewisse Anzahl von Gefahren in sich birgt, und außerdem, das kommt überhaupt noch dazu, anstrengend ist.

Fraglich ist auch, ob man sich eigentlich wirklich über seine tiefsten, eigenen Motive klar werden kann, will, sollte.

Man macht sich ja nur allzuschnell was vor und fällt in eine bequeme Selbstillusion.

Im Gunde genommen, psychologisch gesehen, glaube ich, ist das verstärkte Hinterfragen nur eine psychische Funktion, die im Falle von Krisensituationen und Problemen anspringt.

Besserwisser - 24. Feb, 18:23

"Fraglich ist auch, ob man sich eigentlich wirklich über seine tiefsten, eigenen Motive klar werden kann, will, sollte."

Ja! Was spricht dagegen? Oder anders: Wo ist der Vorteil, wenn man darüber NICHT genau im Bilde ist? Verpasst man dann nicht das eigentliche Leben?

"Im Gunde genommen, psychologisch gesehen, glaube ich, ist das verstärkte Hinterfragen nur eine psychische Funktion, die im Falle von Krisensituationen und Problemen anspringt."

Auf jeden Fall!Sind allerdings ausreichend Krisen aufgetreten, bekommt man den Erkenntnisapparat einfach nicht mehr aus. Man bekommt zuviel mit.
"Was einmal gedacht wurde, kann nicht zurückgenommen werden." - aus "Die Physiker".
V - 24. Feb, 21:30

Ich bin mir nicht sicher, ob man so einfach an die wirklich tiefen, von Selbstillusion gereingten Motivationen rankommt.

"Was einmal gedacht wurde, kann nicht zurückgenommen werden."

Das is wahr.
Besserwisser - 24. Feb, 22:26

Man weiß nie, ob man wirklich schon auf dem allerletzen Grunde seiner selbst ist. Ich habe mich entschlossen (oder besser gesagt, ich hatte keine Wahl), diesen Weg zu gehen. Und man kann diesen Weg, einmal beschritten, nicht wieder verlassen.

Es tut manchmal schon sehr weh. Es macht hier und da auch ein wenig einsam, da einem viele Dinge nicht mehr recht gelingen wollen (z.B. Religiosität). Aber am Ende lohnt es sich. Besser dem Leben ungeschönt ins Gesicht sehen als in einer Illusion dahintreiben.

Ist aber nicht für jeden! ;-)
V - 25. Feb, 01:46

"Es tut manchmal schon sehr weh. Es macht hier und da auch ein wenig einsam, da einem viele Dinge nicht mehr recht gelingen wollen (z.B. Religiosität)"

Oh ja, davon kann ich dir ein Lied singen. Religiosität ist da noch ein relativ harmloses Beispiel. Eine tiefgehende Hinterfragung des menschlichen Wesens zum Beispiel kann zu völliger Isolation und kompletter Unfähigkeit im "normalen" Umgang mit anderen führen, und dann wird es hart, sehr hart!

Es gibt leider wirklich, wenn man gewisse Dinge nackt und ungeschönt angesehen hat, kein Zurück mehr und die Sichtweise wird nie mehr unbelastet sein, auch wenn man es sich noch so sehr wünscht ... man kann auf diesem Weg auch viel verlieren, an Unbeschwertheit, an Sorglosigkeit, ganz zu schweigen von der Fähigkeit zu Liebe, Hoffnung und Vertrauen.

Ich neige deshalb schon manchmal dazu, vor einer allzu intensiven, naiven und überstürzten Neugier zu warnen. Von manchen Dingen sollte man nämlich, so sehe ich das heute, die Finger weg lassen.
thisandthat - 24. Feb, 22:33

ich glaube, dass es auf jeden fall immer ein gewinn ist, sich über seine beweggründe klar zu werden. manchmal möchte man zwar etwas richtig sehen, schafft es aber ganz einfach nicht, und erst eine bestimmte situation, ein einschneidendes erlebnis etc. macht uns unsere eigenen versteckten motive bewusst. da kann es auch mal vorkommen, dass man über sich selbst erstaunt, überrascht oder von sich enttäuscht ist. aber es ist auf jeden fall immer ein wichtiger schritt in richtung selbsterkenntnis und in richtung "wahrheit".

die menschen, die sich niemals hinterfragen, sind wahrscheinlich ziemlich naiv und oberflächlich - ich meine, das sollte doch eigentlich automatisch passieren, dass man sich selbst immer wieder hinterfragt!

Besserwisser - 24. Feb, 23:10

"die menschen, die sich niemals hinterfragen, sind wahrscheinlich ziemlich naiv und oberflächlich"

Das ist nicht alles. Ich kenne einige Leute, die halten sich selbst nicht aus. Daher tun sie alles, nur um sich nicht mit sich selbst beschäftigen zu müssen.

"ich meine, das sollte doch eigentlich automatisch passieren, dass man sich selbst immer wieder hinterfragt!"

Meine Erfahrung ist, dass das Gegenteil die Regel ist. Normalerweise wird "Nachdenken" oder "Philosophieren" mit "ich möchte meine Vorurteile bestätigt bekommen" gleichgesetzt. Das Interesse an Erkenntnis ist nahezu null.

"ich glaube, dass es auf jeden fall immer ein gewinn ist, sich über seine beweggründe klar zu werden"

Das sehe ich auch so. Nur wer sich wirklich kennt und zu sich steht, kann doch ein "passendes" Leben führen. Dazu muss man aber alle Seiten der eigenen Persönlichkeit kennen - auch die schlechten.

Da fällt mir gerade etwas auf: Vielleicht fällt es denjenigen, die sich selber auf die Finger schauen auch deswegen leichter, sich mit sich selbst zu befassen, weil sie einfach INTERESSANT sind? Was würde man wohl tun, wenn man herausfände, dass man ein doofer Langweiler ist? ;-)
thisandthat - 28. Feb, 20:25

interessante theorie

*g*... warum eigentlich nicht!
i_can_boogie - 24. Feb, 23:05

diese menschen gibt es tatsächlich. furchtbar wie ich meine.
wie kann man hier andere seiten ansehen und gibt es auch sowas wie ein gästebuch? frag das jetzt einfach mal hier rein, da ich mich so gar nicht auskenne.

Besserwisser - 24. Feb, 23:15

Was genau möchtest Du wissen?
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Oder meintest Du etwas anderes mit "andere Seiten"?

Naja, was das "Gästebuch" angeht, so hast Du ja grad erfolgreich einen Kommentar gepostet. :-)
Yamique - 24. Feb, 23:20

Eigene Motive?

Das Problem ist, dass man - was sich selbst angeht und auch die Motive des eigene Handelns - sozusagen 'blind' ist. Man kann bestimmte Dinge nicht sehen, weil man sich selbst nicht abstrakt, leidenschaftslos oder unreflektiert sehen kann. Man ist immer eingenommen. Es gibt immer eine Erklärung, einen Grund, ein Motiv - im Zweifel konstruiert man eines. Das verhindert nicht die Zweifel - im Gegenteil, ich halte es für ein Zeichen hoher sozialer Kompetenz, zu zweifeln - an sich zu zweifeln, sich zu hinterfragen.

Aber bequem ist das nicht. Wie steht es doch schon in der Bibel? 'Selig sind die Armen im Geiste, denn ihrer ist das Himmelreich!' Und wenn wir Zivilisationsknechte mit neidischen Blicken die Naturvölker in Neu-Guinea oder Brasilien betrachten - steckt da nicht genau diese 'Zweifelmüdigkeit' dahinter?

Yamique

Besserwisser - 25. Feb, 15:16

"Das Problem ist, dass man - was sich selbst angeht und auch die Motive des eigene Handelns - sozusagen 'blind' ist."

Ach ja? Das bestreite ich! Ich weiß z.B. sehr genau, wann ich Hunger habe oder müde bin. Ich kann auch sehr genau angeben, wann ich mich freue oder ärgere. Wenn ich ehrlich zu mir selber bin, dann kann auch erkennen, dass ich neidisch, missgünstig oder ungerecht bin. Man muss sich nur trauen!

"Es gibt immer eine Erklärung, einen Grund, ein Motiv - im Zweifel konstruiert man eines."

Wie sollte es für irgendwas KEIN Motiv geben? Das wäre dann ja vollkommen grundlos. Oder anders gesagt: sinnlos.

"Und wenn wir Zivilisationsknechte mit neidischen Blicken die Naturvölker in Neu-Guinea oder Brasilien betrachten - steckt da nicht genau diese 'Zweifelmüdigkeit' dahinter?"

FALLS wir mit neidischem Blick dort hinsehen, nicht WENN. ;-)
Diese Völker haben es in einer Hinsicht wirklich einfacher. Sie sind viel stärker kulturell eingebunden. Das ist mit einem Verlust von Freiheit verbunden, der in unserem Kulturkreis nicht akzeptiert würde. Man muss sich entscheiden: Freiheit oder Tradition. Beides geht nicht.
creature - 25. Feb, 04:24

ist es nicht sinn und zweck des eigenen daseins sich der wirklichkeit zu nähern!
seine gedanken und bilder über die welt und das leben anzuschauen wo die herkommen, so vieles wurde völlig unbewußt aufgenommen und stimmt bei näherer betrachtung einfach nicht oder nicht mehr.
ja, in gewisser weise macht es auch einsam, mit vielem kann man nicht mehr konform gehen, kann es aber nicht ausdrücken da kein verständnis vorhanden.
ein zurück gibt es nicht mehr, das stimmt!

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