Eigenartige Motive

In den letzten Tagen ist es mal wieder allzu auffällig gewesen. Fast alle Menschen verhalten sich sehr sehr eigenartig, da sie ständig von Minderwertigkeitsgefühlen (nicht wenige sogar von Minderwertigkeitskomplexen) und Angst getrieben sind.

Es scheint unglaublich schwer zu sein, sich selbst zu kennen und zu sich und seinen Bedürfnissen zu stehen. Noch viel schwerer scheint es zu sein, diese Bedürfnisse klar zu artikulieren - ohne Entschuldigungen, Abschwächungen oder Relativierungen.

Zivilisation besteht doch bitteschön nicht darin, Bedürfnisse zu unterdrücken, um von anderen Menschen Anerkennung zu bekommen. Als zivilisierter Mensch lebt man seine Bedürfnisse in einem dafür vorgesehenen Raum aus. Mit den Menschen, mit denen man diese Bedürfnisse teilt und ohne andere Menschen zu belästigen oder zu stören.
V - 18. Jan, 09:24

"Als zivilisierter Mensch lebt man seine Bedürfnisse in einem dafür vorgesehenen Raum aus. Mit den Menschen, mit denen man diese Bedürfnisse teilt und ohne andere Menschen zu belästigen oder zu stören."

Man, das wär super, wenn das funktionieren würde. Dann wär Ruhe auf der Welt und zwischen den Menschen. Leider kennen anscheinend zu wenige ihre eigenen Bedürfnisse bzw sind von Neid und übertriebenem Ehrgeiz angeleitet.

Übrigens: Kennst du Adlers "Individualpsychologie"? Der beschreibt Minderwertigkeit und die daraus erwachsenden Gegenreaktionen auf das Prächtigste.

Besserwisser - 18. Jan, 09:59

Nope, kenn' ich nicht. Genauer Buchtitel her, aber SOFORT! ;-)

Mich verwundert das Phänomen jedenfalls wirklich, weil ich in meinem ganzen Leben noch nicht auf diese Ideen verfallen bin. Ich fand es immer normal, seine Unsicherheit einfach zuzugeben. Nix Schlimmes dran.
Und Angst? Ja wovor denn?
Habe lange gebraucht, bis ich kapiert hab, was da vorgeht, weil es mir einfach so völlig fremd war.
V - 18. Jan, 15:45

Da wird dir der Adler restlos Aufklärung bescheren.

"Über den nervösen Charakter" (immer mein Favorit gewesen)

"Theorie und Praxis der Individualpsychologie"
thisandthat - 20. Jan, 16:46

"Die meisten Menschen kaufen Dinge, die sie nicht brauchen, mit Geld, das sie nicht haben, um Menschen zu beeindrucken, die sie nicht mögen."

(Ich weiß jetzt leider nicht, von wem dieses Zitat ist, aber - es stimmt doch eindeutig!)

An manchen Tagen frage ich mich echt, was mit den lieben Mitmenschen los ist: Sie verhalten sich irrational und unangemessen, sagen das Gegenteil von dem, was sie denken, verhalten sich so, wie sie sich eigentlich nicht verhalten wollen...

Vermutlich ist das alles Ausdruck von Minderwertigkeitskomplexen. Diese entstehen heute ganz einfach, weil die Menschen "einsam" sind - e-mail, icq und sms lösen persönliche Kontakte immer mehr ab, auf traditionelle Werte wie Familie wird immer weniger Wert gelegt, der beste Freund des Menschen ist der Fernseher, über die Werbung werden falsche Werte vermittelt (Prestige statt innerer Werte...)
Abgesehen davon wird uns unbewusst eingeredet, wir seien alle "gleich", wir sollen die gleiche Zahnpasta verwenden, die gleiche Vorstellung von Freizeitgestaltung haben...

Entindividualisierung und der Mangel an persönlichen Kontakten, echten Freundschaften... führt zu allgemeiner Unsicherheit, und diese Unsicherheit findet Ausdruck in Minderwertigkeitskomplexen und "eigenartigem" Verhalten.

...puh! anstrengend! ...aber die Theorie klingt doch gar nicht so verkehrt oder?

Besserwisser - 22. Jan, 14:35

Ist was dran...

"Die meisten Menschen kaufen Dinge, die sie nicht brauchen, mit Geld, das sie nicht haben, um Menschen zu beeindrucken, die sie nicht mögen."

Das ist allerdings wahr!

"Entindividualisierung und der Mangel an persönlichen Kontakten, echten Freundschaften... führt zu allgemeiner Unsicherheit, und diese Unsicherheit findet Ausdruck in Minderwertigkeitskomplexen und 'eigenartigem' Verhalten."

Da bin ich mir nicht so sicher. Entindividualisierung? Das bedeutet ja, dass im Prinzip jeder Mensch einen Hang zur Selbstverwirklichung hat, den er nur nicht ausleben kann. Ich denke, dass es eher so ist, dass die meisten Menschen mit ihrer Freiheit nichts anzufangen wissen und unter einem Mangel an Vorgaben leiden.
Wenn man gesagt bekommt, "was sich gehört", muss man nicht selber die Verantwortung übernehmen. Man ist dann auch nicht schluld, wenn was schiefgeht. So lässt sich erklären, wie irgendwelche Massenbewegungen möglich sind.
Da hier aber jeder extrem viele Möglichkeiten hat und immer jemanden findet, der sein Leben besser gestaltet, ergibt sich das Problem des Minderwertigkeitsgefühls. Das führt dann zu eigenartigen Handlungen, z.B. der Vermeidung persönlicher Kontakte (über Internet gestaltet sich das ja einfacher).

Ich würde also Ursache und Wirkung genau andersherum sehen. Die Frage ist eher, warum sich viele Menschen eigentlich so sehr nach Unfreiheit sehnen (z.B. ALLE Konservativen dieser Welt).

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